Touristen kommen nach Exmouth wegen des Cape Range Nationalparkes und des der Küste vorgelagerten Ningaloo Riffs. 
Im Cape Range Nationalpark ist die Straße nun befestigt, damit auch Busse hinein fahren können. Wo wir vor 10 Jahren ganz allein am Strand waren, toben nun Surfer, Schnorchler und Badelustige im Wasser herum. So sind an der Sandy Bay keine Rochen mehr zu finden, die sind längst über alle Berge.
In der Turquoise Bay sind nur wenig Korallen und winzige Fische zu finden, das ist nix. Und Oyster Stack, der einzige gute Schnorchelspot des NP, ist wegen Niedrigwassers gesperrt.
Auf Grund des steigenden Tourismus wurden viele Campingplätze neu geschaffen, oft nur als Basic Camp. Die sind jedoch sehr beliebt und häufig wochenlang ausgebucht, ein spontaner Besuch ist nicht möglich. Wir bekommen gerade noch den letzten Platz im NP, im Yardie Camp, direkt hinter den Dünen. 
Etwas neidisch schauen wir den Autos beim Luft ablassen zu und wie sie dann den Tiefsand der ehemaligen Furt des Yardie Creek überqueren. Wir würden auch gern die Ningaloo-Yardie Creek Rd fahren. Aber 90 Kilometer auf dieser unbefestigten Straße mit Tiefsand, steinigen Abschnitten und Waschbrett ist uns mit unserem Auto zu anstrengend. Da braucht man einen richtigen 4WD Pick up.
Auf dem 300 Meter langen Yardie Creek, dem einzigen Süßwasser innerhalb des NP, werden sogar Boots Touren angeboten.

Wir schaffen das jedoch gerade noch zu wandern!
Auf der großen Sanddüne toben wir ein wenig herum und entdecken im Wasser viele schwarze Flecken. 
Das sind doch alles Schildkröten. Ha,ha, schön wär’s. Nein, es stimmt!
Sooooo viele Schildkröten haben wir noch nie gesehen.
Von den sechs Arten der Grünen Meeresschildkröten (Atlantikbastard-, Echte und Unechte Karett- (Loggerhead), Olivbastard-, Suppen- und Wallriffschildkröte) kommt hier nur die Wallriffschildkröte vor. Sie bewohnt die nördlichen Küstengewässer Australiens und lebt vorwiegend in Flachwasserzonen.
Es ist gerade Paarungszeit und da geht die Post ab. Die Männchen setzen sich auf den Rücken der Weibchen und klammern sich fest. Selbst wenn die erschöpften Weibchen versuchen an Land zu klettern, lassen die Männchen immer noch nicht los.

Manche Weibchen drehen sich auf den Rücken, um den Liebhaber los zu werden, aber die klammern sich fest. Es sieht aus, als würden beide ertrinken.

Nun haben wir nicht nur eine Löwennummer, sondern auch Dutzende Schildkrötennummern gesehen.
Die Wallriffschildkröte nistet hier zwischen Oktober und April. Ihre Eier sind größer und mit durchschnittlich 54 Eiern pro Nest weniger als bei anderen Arten. Die Weibchen produzieren während der Brutsaison ein bis vier Gelege im Abstand von 16–17 Tagen. Aber nur alle zwei bis drei Jahre.
Und welche Überraschung, am nächsten Morgen entdecken wir die ersten Gelege mit den entsprechenden Spuren im Sand. 
In Westaustralien entsteht in der Sommerzeit tagsüber eine starke thermische Brise vom Meer her, Windstärke 3 bis 5, und macht diese Jahreszeit zum Hotspot für Surfer.
Der frische Wind macht die 39°C in Exmouth sehr angenehmen, aber in Coral Bay sind nur noch 24°C. Wir würden lieber gemütlich in der Sonne entspannen und uns nicht die Haare vom Winde zerzausen lassen. Trotzdem wird uns dieser unangenehme Wind noch bis Perth begleiten, leider.
In Coral Bay buchen wir eine Mantarochen-Schnorcheltour. Es ist Expeditionswoche der Schulen und so sind die Touren mit limitierter Personenzahl in dieser Woche leider nicht verfügbar.
Und auch die Wassertemperatur von nur 22°C ist eine Herausforderung. Fritzi zieht sich bereits nach dem ersten Schnorchelgang wieder um, raus aus dem Neoprenanzug und dicke Klamotten über. Die Blasenerkältung geht gerade zurück, da gibt es keine Experimente. Drei weitere Mitfahrer haben auch kein Gefühl mehr in Händen und Fingern, Gesicht eiskalt, frieren und bleiben bei den nächsten Schnorchelgängen ebenfalls an Bord.
Außerdem sind Korallen und Fische sehr weit unter uns und sehen so ziemlich unscheinbar aus. Die Mantas und die Riffhaie sind nur undeutlich zu erkennen. 
Das hatten wir schon besser. Mit 26 Personen ist die Gruppe auch zu groß, als dass sie dicht beieinander bleiben kann.
Zur Überraschung der plötzlich ganz aufgeregten Mannschaft sehen wir zwei Kurznasige Seeschlangen bei der Paarung. Sie galten als ausgestorben und erst seit knapp 10 Jahren gibt es wieder vereinzelte Sichtungen. 
Diese giftige Seeschlange mit einem seitlich abgeflachten, paddelartigen Schwanz kommt an den Korallenriffen vor der Küste Nordwest-Australiens vor und kann bis zu zwei Stunden zwischen den Atemzügen tauchen.
Buckelwale und Südliche Glattwale ziehen ab Mai vom Südpolarmeer zu ihren Brutplätzen in den warmen Gewässern im Norden und von Oktober bis Dezember dann in den Süden zurück, wo die Kälber heranwachsen.
Eigentlich kann man sie von der Küste aus gut beobachten.

Aber in diesem Jahr hat der Zug nach Norden weitaus eher begonnen und der Zug zurück ist nun bereits vorbei. Wir haben zwar schon oft Wale gesehen, aber eine Begegnung mit ihnen ist immer wieder ein besonderes Erlebnis.
Carnarvon, 4.400 Einwohner, wurde im Jahr 1883 gegründet. Es diente als Hafen und Versorgungsstation für die Schaffarmen in der Umgebung. 1930 lebten hier 1,4 Millionen Schafe, deren Wolle mit Kamelkarawanen zum Hafen gebracht wurde.
Die 1897/98 gebaute One Mile Jetty ist eine über 1,45 Kilometer lange Holzkonstruktion zum Transport von Gütern. Er war der erste Hafen der Welt, der lebendes Vieh verladen hat. Nach schweren Schäden durch den Zyklon Seroja im Jahr 2021 wurde der Steg aus Sicherheitsgründen für die Öffentlichkeit gesperrt.
Beeindruckend ist die Street Art mit der Geschichte der Stadt. 
Die Her Majesty's Australian Ship Sydney II wurde 1941 vor der Küste Carnarvons von einem deutschen Torpedo getroffen und sank, wobei sämtliche 645 Seeleute an Bord umkamen. Ihre Namen sind auf dem Denkmal am Hafen verewigt.
