Die verklärten Legenden um die Perlentaucherei verherrlichen eine der brutalsten Branchen, auch in Australien.
Die australische Perlmuschelart Pinctada maxima kommt im östlichen Indischen Ozean bis hin zum tropischen westlichen Pazifik vor.

Sie kann über fünf Kilogramm schwer und die reinweiß schimmernden Perlen, die Südseeperlen, bis zu 20 Millimeter groß werden.
Die Aboriginals sammelten in den Flachwassern um Broome seit Jahrhunderten Perlmuscheln. Perlen, aber besonders Perlmutt und verzierte Muschelschalen wurden als Statussymbol und Tauschmittel eingesetzt.
Mit der zunehmenden Besiedlung Australiens wurde diese große Perlmuschel gesammelt, um aus den Schalen das in aller Welt begehrte Perlmutt für die Herstellung von Knöpfen und Bestecken zu stanzen.
Da der Bestand an Naturperlen durch die Jahrzehnte lange Überfischung gesunken war, musste in immer tieferen Gewässern nach den Perlmuscheln gesucht werden. Männer mit Gewehren und Peitschen zogen durchs Land und entführten Männer, Frauen und Kinder der Aboriginals. Die Gefangenen wurden am Hals zusammen gekettet und mussten über Land zur Küste marschierten, wo sie als Perlentaucher versklavt wurden. Es kam zu zahlreichen Todesfällen, einige ertranken, andere wurden von Haien angegriffen.
1868 wurde die Versklavung der Aboriginals verboten und stattdessen Arbeiter aus Japan, den Philippinen, Malaysia, Timor und China ins Land gebracht. So entstand in den 1880er Jahren Chinatown

als Zentrum der Perlenindustrie, ein Schmelztiegel asiatischer und europäischer Kulturen.
Durch den einsetzenden 'Perlenrausch' entwickelte sich Broome zum berühmtesten Perlenhafen der Welt. Und in der gesamtem Stadt wird an die Geschichte der Perlenindustrie erinnert.

Ab den späten 1880er Jahren wurden Bleistiefel und Bronzehelme zum Tauchen eingesetzt. Die Arbeit wurde effektiver aber nicht ungefährlicher, man geht von einer 50%igen Todesrate aus.
Bereits 1893 gelang es dem Japaner Kokichi Mikimoto die erste Perle zu züchten. Mit dem weltweiten Aufkommen von Kunst- und Zuchtperlen in den 1930er Jahren endete der Perlenboom und Broome fiel in die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit. Als nach dem II. Weltkrieg sogar Plastik das Perlmutt ersetzte, brach die Perlenfischerei vollständig zusammen.
Heute werden Perlen industriemäßig in Farmen

mit etwa 1.000 Beschäftigten und einem Umsatz von jährlich AU$ 200 Million gezüchtet.
Mit dem weiten Strand und der schönen Innenstadt ist Broome heute ein Anziehungspunkt für viele Touristen.
Chinatown mit etlichen historischen Gebäuden, Pearl-Showrooms, Kunstgalerien und Cafés ist allerdings nur in der Woche ein lebendiges Viertel, denn am WE ist alles verschlossen und tot, eine Touri-Attraktion eben.
Die Dampier-Halbinsel ist durch eine wüstenhafte Buschlandschaft geprägt. Auf ihr leben verschiedene Stämme der Aboriginals in Communities, die teilweise auch Unterkünfte anbieten..
Die One Arm Point Trochus Hatchery and Aquarium von Ardyaloon kann man vergessen. Um dorthin zu gelangen muss man über die Hauptstraße des Ortes fahren und dafür Eintritt zahlen. Wir sind gegen 8:30 im Office und fragen, ob die Hatchery geöffnet ist, denn ausschließlich dafür wollen wir durch den Ort. Wir erhalten nur ein Kopfnicken.
An der Hatchery tut sich nix, es soll seit heute statt 8:30 Uhr erst 9:30 Uhr geöffnet werden.

Aber auch um 10:00 Uhr ist das Tor noch fest verschlossen. Etliche Besucher warten vor der Tür und gegen 10:30 Uhr gibt es dann die Information, auf erneute Nachfrage, dass heute gar nicht geöffnet wird. UNERHÖRT.
Schade, denn wir hätten gern etwas über die Zucht dieser kegelförmigen Trochus-Meeresschnecken erfahren,

aus deren harter, schillernder Schale heute noch Perlmutt-Knöpfe, -Perlen sowie -Schmuck hergestellt werden. Das Fleisch wird von den Einheimischen vor Ort gegessen.
An jeder Straßenecke werden wir darauf hingewiesen, den indigenen Völkern Respekt zu erweisen. Aber wo bleibt der Respekt uns gegenüber? Und trotz des hochgelobten Quartiers dieser Community wollen wir hier nicht bleiben.
Auf den Steinen sitzen bei Ebbe jede Menge Milane, wir erkennen nur den Keilschwanz-Milan und den Brahmanen-Milan, Schwarz- und Schwarzbrust- Milan können wir nicht unterscheiden.

Die Cygnet Bay Pearl Farm betreibt seit 75 Jahren Perlenzucht und hat 2009 ihre Tore auch für Touristen geöffnet.

Sie ist ein sehr begehrtes Ausflugsziel und der Campground mit sehr alten Facilities kostet unpowered AU$ 85. Es sind weder Rasen noch befestigte Flächen vorhanden, nur tiefer roter Sand, der bei jedem Windhauch oder gar Auto aufgewirbelt wird. Alles sehr überteuert.
Zu unserer Freude entdecken wir im Baum neben uns ein Pärchen Frogmouthes, super camouflage.

Wir haben Appetit auf Seafood und nehmen im hauseigenen Restaurant Krabben, Scallops und Perlmuschelfleisch, den Schließmuskel der Auster.

Die Farm bietet mittlerweile auch Flüge, Übernachtungen und verschiede Bootstouren an.
Es ist alles perfekt organisiert und wir machen den Rundgang durch die Farm mit Öffnung einer Auster. Es ist sogar eine Perle darin, was die wohl wert ist?
