P, Portwein

In Vila Nova de Gaia findet man gegenüber von Porto, dem Namensgeber für diesen speziellen Süßwein, sämtliche Portwein Hersteller.

Bereits seit 1756 sind nur ca. dreißig Rebsorten aus einem genau definierten Gebiet entlang des Rio Douro zur Herstellung des Portweins zugelassen. Er ist damit ein Wein, dessen Anbaugebiet zu einem der ältesten geschützten Anbaugebiete der Welt gehört.
Nach der Handverlesung der Trauben werden diese gepresst und zur Gärung angesetzt. Das, was Wein zu Portwein macht, ist die Fortifizierung, das sogenannte Aufspriten. Dabei wird dem Wein nach spätestens drei Tagen hochprozentiger Alkohol, 77%iges Weindestillat, beigemischt. Dieser Prozess lässt die Hefebakterien, welche den Zucker in Alkohol umwandeln, absterben und stoppt die weitere Fermentation, also den Gärungsprozess. Der Wein behält damit einen hohen Anteil an unvergorenem Traubenzucker, der ihm den charakteristischen Likörgeschmack verleiht.
Nach dem Aufspriten verbleibt der Wein ein halbes Jahr im Douro-Tal. Früher wurde er dann den Douro flussabwärts verschifft, das dauerte sechs ganze Tage. Heute schafft man es dank der Autobahn in wenigen Stunden zu den Portweinkellereien von Vila Nova de Gaia.
Und nur noch die Rabelos, historische Boote der Portweinkellereien, erinnern an die vergangenen Zeiten.

In den Kellern von Vila Nova de Gaia beginnt der eigentliche Reifungsprozess von mindestens zwei Jahren.

Als Endprodukt darf der Portwein schließlich einen Alkoholgehalt von 19 bis 22 Volumenprozent besitzen.
Wegen seines hohen Zucker- und Alkoholgehaltes ist Portwein lange lagerfähig. Da es sich bei einem Portwein stets um einen Cuvee handelt, er also aus unterschiedlichen Rebsorten hergestellt wird, unterscheiden sich die Stile maßgeblich nach Dauer und Art der Lagerung.
Bei Calem bekommen wir gerade noch Karten für eine Führung mit anschließender Verkostung. Das gepriesene 'interaktive' Museum fällt bei uns völlig durch. Ein bißchen hin und her huschendes farbiges Licht und dann?
Durch die 'historische' Weinkellerei'

werden wir von einem Guide mit Maske und leise genuscheltem Englisch gejagd.
Die Verkostung besteht aus zwei vor einer Stunde gefüllten Gläsern. Natürlich lauwarm, obwohl beim weißen extra auf der Flasche steht 'kühl servieren'.

Die angekündigte Verkostung nach Wahl besteht also nur in trinken oder nicht trinken. Dieter hat Glück, er darf sogar 4 Gläser austrinken, von Verkostung kann keine Rede sein.
Wir waren schon bei vielen Verkostungen und egal ob Bier, Wein, Whisky oder auch Champagner, so eine schlechte Vorführung hatten wir noch nie. Das riecht förmlich nach Abzocke.
Unser Vorschlag für die Werbung wäre: Sie können den Portwein probieren, den wir für Sie vorgesehen haben oder lassen es sein. Erklärungen gibt es nicht mehr, dafür wurden Sie schließlich durch den 'historischen' Keller getrieben und haben ganz viel über die Herstellung unserer Fässer aus französischer Eiche gelernt.
Aber der anschließende Fado Vortrag ist wirklich gut, nicht ausschließlich Weltschmerz, obwohl dieser portugiesische Musikstil meist von unglücklicher Liebe, sozialen Missständen, vergangenen Zeiten oder der Sehnsucht nach besseren Zeiten erzählt.

Der Fado wird traditionell von einer klassischen und einer Portugiesischen Gitarre mit ihrem birnenförmigen Korpus aus Holz und 12 Saiten aus Stahl begleitet. Die Portugiesische Gitarre ist indes keine Gitarre, denn sie gehört zur Familie der Kastenhalslauten.
Diese angebliche Verkostung kann man nicht empfehlen.
Da sollte man doch besser zu Porto Augusto's einem kleinen Weingut gehen, in dessen Familienbetrieb jährlich nur 30.000 Flaschen Tisch- und Portwein hergestellt werden. Oder auch Ferreira, das einzige Portweinunternehmen, das in seiner Geschichte, seit 1751, immer portugiesisch geblieben ist.
Die untere Ebenen der Ponte Luis I dient dem Verkehr zwischen den ufernahen Stadtvierteln Ribeira in Porto und des Cais de Gaia.

Über sie kehren wir nach Porto zurück, stürzen uns ins Getümmel und genießen noch ein wenig die Straßenmusik.

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